Der Wiederaufbau

Zusammenfassung des Wiederaufbaues in den Jahr 1948 - 1956 sowie den Erweiterungen, Renovierungen und Sanierungen bis heute. Als Quellen dienten Veröffentlichungen im Kirchenboten und der Tagespresse, die Claudia Pehl zusammengetragen hat. Diese sind kursiv geschrieben.

86 Prozent des Dorfes waren zerstört, 
darunter auch die St. Jakobuskirche.
Der Grundstein dieser Kirche 
war im Jahr 1728 gelegt worden.

Plan wurde erstellt von Friedrich Saemann
in der Publikation: "Beiträge zur Ortsgeschichte Ulsenheim, Zulassungsarbeit 1967" 

1945-1947 

In den ersten drei Jahren nach Kriegsende waren die Dorfbewohner mit Aufräumen und Aufbauarbeiten der eigenen Anwesen beschäftigt.
Der Wiederaufbau der Kirche musste zurückgestellt werden. Zu den Gottesdiensten traf man sich im Freien, in einer Feldscheune und später im Schulhaus. Pfarrer Müller war ganz gerührt davon wie Sonntag für Sonntag schon eine halbe Stunde vor Beginn des Gottesdienstes die Gemeindeglieder mit dem Stuhl in der Hand oder über der Schulter die Dorfstraße herauf dem Schulhaus zustrebten. 

 

1947 kam eine konfiszierte Glocke zurück

Von den ehemals vier Ulsenheimer Glocken 
waren uns 1942 drei genommen worden; 
die vierte war im April 1945 beim Brand der Kirche vom Turm gestürzt und teilweise zerschmolzen. 

1947 kam eine der abgeholten Glocken, 
die einst mittlere und jetzt größte, wieder zurück. 

 

Frühsommer 1948

 

Früh-Sommer 1948 begann der Wiederaufbau der Kirche im Stil des vorherigen Gotteshauses. 

Als Erstes wurde der Bau des Turmes in Angriff genommen. 
Die aus dem Jahr 1440 stammende Glocke, die im Krieg abgeliefert wurde und wohlbehalten wieder zurückkam, wurde aufgehängt und die Turmuhr erneuert. Erstere sollte eigentlich zu Kriegszwecken eingeschmolzen werden. Bei der Uhr handelt es sich um eine Stiftung der politischen Gemeinde. Weiter wurde das notwendige Bauholz für den Dachstuhl angeschafft. 

 

 

Baupläne der St. Jakobuskirche

Baupläne der St. Jakobuskirche 
Erstellt von Regierungsbaumeister Braun aus Erlangen.
Eingereicht bei der Regierung in München am 28. März 1949

Ansicht von Norden

Grundriss

Anschnitte Altarraum

Zimmermannsarbeiten

Anschnitt Turm und Langhaus

Frühjahr 1949

Es entstand der Betonmauerkranz für den Dachstuhl.

Zur Befestigung des schadhaft gewordenen Bruchsteinmauerwerks musste ein Betonmauerkranz aufgesetzt werden, der den Dachstuhl aufnehmen sollte. Freilich trat nach den Maurerarbeiten ein längerer Stillstand ein; denn nun hatten die Gemeindeglieder, denen noch die Scheunen zum Bergen der kommenden Ernte fehlten, den Vortritt im Aufbau. 

 

Mitte September 1949 

erfolgte das Abbinden des Dachstuhls

16. Oktober 1949 

wurde Richtfest gefeiert.

Bauausführung: Architekt: Regierungsbaumeister Braun (Neuendettelsau)
Koordinator vor Ort: Zimmermeister und Kirchenvorsteher 

Leonhard Dehner. Er hält auch den Richtspruch.  
 

Weitere Handwerker: 

  • Maurermeister Schubart (Neuherberg) 
  • Elektromeister Peterreins (Uffenheim), 
  • Schreinermeister Hübner (Ulsenheim), 
  •  Steinmetzmeister Schmidt (Obernzenn), 
  •  Glasermeister Strobel (Würzburg) 
  • Spenglermeister Currlin (Uffenheim), 
  • Schmiedemeister Haager (Ulsenheim)
  •  Malermeister Bauerreiß (Wüstphül), 
  • Restaurierung durch Wiedl (Nürnberg), 
  • Bänke fertigte Engelhardt (Windsheim) 

 

Auszüge aus dem Kirchenboten:
Von dem mächtigen Dachstuhl, grüßte das buntgeschmückte Tannenbäumchen, sogar nach altem Brauch wieder mit Taschentüchern für die Zimmerleute geziert. 

Nach dem vom ortsansässigen Musikverein vorgetragenen Liede „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ und dem Gemeindegesang „Lobe den Herren“ erklang hoch herab der Chor der Zimmerleute „Herr Gott, wir preisen deine Macht“. 

Danach brachte Zimmermeister Dehner den Zimmerspruch, das Ja des Ortspfarrers tönte herauf und die drei Gläser Wein wurden geleert. 

Ortspfarrer Müller verglich das richtige Gefüge des Gebälks mit dem Gefüge einer echten Gemeinde, wo Jesus Christus der Eckstein ist. 

Unter den Gästen war auch Pfarrer Dr. Schwindel aus Pasing, der drei Jahre lang die Gemeinde in schwerster Zeit geleitet hat. 

 

Im Jahr 1950 schrieb Pfarrer Müller im Kirchenboten:
Nach dem gegenwärtigen Stand der Arbeiten können wir hoffen, dass wir in diesem Jahr wieder in unsere Kirche einziehen können, auch wenn noch
 

sehr viel zu einer richtigen Kirche fehlen wird. Immerhin wollen wir dankbar sein, wenn wir aus der Enge eines überfüllten Schulsaales in den würdigen Raum eines Gotteshauses umziehen können. 

April 1950 begann der Innenausbau

Als erstes entstehen Tonnen– und Kreuzgewölbe und die Emporen. 

Nun haben wir auch schon ein Dach auf der Kirche. In diesen Tagen sollen die Vorarbeiten am Tonnengewölbe, im Schiff, am Kreuzgewölbe im Chor und an der Empore aufgenommen werden. 

Der Turm erhielt eine notdürftige  Bedachung. 

 

Dazu hat uns in sehr großzügiger und dankenswerter Weise die Nachbargemeinde Seenheim das damals kaum zu beschaffende Bauholz überlassen. Es konnten auch noch vor dem Währungsschnitt Zinkblechplatten beschafft werden, mit denen der erhalten gebliebene Turmkranz eine flache Abdeckung erhielt.
 
Die zurückgekehrte Glocke wurde aufgehängt.
Laterne und Zwiebel, die einstigen Schönheiten des Turmes, müssen freilich noch zurückstehen. Doch ist wenigstens die 1947 zurückgekommene und wieder aufgehängte Glocke aus dem Jahr 1440 unter Dach. Durch sie tritt nach der unheimlichen stillen Zeit, da keine Glocke mehr zum Gottesdienst, zur Taufe, Trauung und Beerdigung läuten konnte, die Kirche wieder aus der Stille hervor, und die Gemeinde nahm das dankbar als ein freundliches Zeichen Gottes. 

 
Frühsommer 1950     
Der Wiederaufbau machte Fortschritte.
Pfarrer Müller schrieb im Kirchenboten: Dank gilt den Kirchengemeinden des Bezirks, dem Landeskirchenrat und den Opferwilligen aus dem zu 86 Prozent zerstörten Ulsenheim. Noch gleicht die Kirche einem wüsten, fenster- und türlosen Bauwerk, dem durch die Brandspuren und Mauereinschläge die Erinnerung an die bösen Tage vom April 1945 aufgeprägt ist. Wir sind dankbar, dass nunmehr der Wiederaufbau trotz aller Schwierigkeiten gute Fortschritte macht. 
 

April 1950: Die Kirche wurde "ausgestattet" 

Altar

Leihgabe eines alten Altars von der Spitalstiftung Windsheim

Von der Spitalstiftung Windsheim wurde uns dankenswerterweise ein alter Altar mit dem Bilde der Ausgießung des Heiligen Geistes als Leihgabe zur Verfügung gestellt.

Hintergrund: 

Der Altar stand vorher in der Spitalkirche in Windsheim. Diese hatte sich einen anderen Altar gekauft und stellte der Gemeinde Ulsenheim jenen als Leihgabe zur Verfügung. Der Altar wurde in Windsheim abgebaut, in Einzelteile zerlegt und in der Spitalkirche in Uffenheim zwischengelagert. Hans Brantz kann sich noch erinnern, wie er den Altar mit seinem Vater in Uffenheim abholte. 

Der steinerne Altartisch hat den Brand überlebt und konnte restauriert werden. 

Die Ohren des Altars wurden später angebracht.

An dem Altar befanden sich damals noch keine Akanthusranken (Ornamente), die sogenannten Ohren des Altars. Diese wurde nachträglich vom Bildhauer Traxler angefertigt und angebracht. 


Die Predella (kunstvoll geschnitzter Sockel) zeigt heute das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern und birgt ein Geheimnis.

Die ebenfalls von Bildhauer Traxler holzgeschnitzte Predella wurde erst später angebracht. Ihr musste ein der Bibelvers aus 1. Johannes 6,54 "Wer mein Fleisch isset, und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben" weichen. Er ist auf alten Bildern noch zu sehen. 

 Während seines Abschiedsgottesdienstes weihte Pfarrer Müller die Gemeinde in sein Geheimnis ein: Er habe seinen „Kopf“ auf der Predella verewigen lassen bzw. ihn auf den Torso eines Jüngers setzen lassen. Erkennen könne man ihn auch an dem Finger, der auf Jesus zeige. 

11. Juli 1950 

legte Pfarrer Lorenz Müller diese Urkunde in die Altarmensa der Kirche ein

Die Kirche von Innen

 Einweihung am 1. Oktober 1950 | Erntedank

Eine kriegszerstörte Gemeinde erhielt wieder ihr Gotteshaus

Ein Vertreter der Presse beschrieb seinen Besuch im Kirchenraum wie folgt:

„Tritt man in das Gotteshaus ein, so empfängt den Besucher eine Fülle an Licht, das durch die hohen schlichten Fenster eindringt. Über dem hinteren Ausgang erheben sich zwei Emporen, wovon die oberste die kleine Orgel trägt, die man in Erbendorf günstig erwerben konnte. Auf der Seite zieht sich ebenfalls noch eine Empore hin und von der Decke hängt tief ein wunderbarer Kronleuchter, den man im Jahr 1945 noch retten konnte. Der Blick zum Altarraum zeigt uns einen kleinen, aber kunstvollen Windsheimer Altar, der die Jahreszahl 1705 trägt, und im Vorderraum einen sehr schönen Taufstein, um den die Gemeinde Ulsenheim zu beneiden ist. Ansonsten erstrahlt das Gotteshaus in einer wundervollen Farbenpracht. Was hier geschaffen wurde, kann sich wirklich sehen lassen.“

Einweihung an Erntedank

Am Erntedank-Nachmittag füllten sich die sonst menschenleeren Straßen der Ortschaft mit einer unerwartet großen Zahl freudig bewegter Gäste, die den eifrigen Buben und Mädchen Abzeichen und Lichtbilder der neuen Kirche gerne abnahmen, und als sich der Zug der Geistlichen mit Herrn Oberkirchenrat Koch an der Spitze, der Vertreter der weltlichen Behörden und der Kirchenvorsteher zum Friedhof bewegte, war nur eine schmale Gasse frei. 

Die vereinigten Posaunenchöre des Uffenheimer Bezirks empfingen den Zug unter dem Geläute der Glocke. „Lobe den Herrn, meine Seele…“, damit eröffnete der Ortspfarrer die Feier und mit „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren…“ antwortete die Gemeinde. Nachdem Pfarrer Lorenz Müller die Kirchentür aufgeschlossen hatte, füllte sich mit dem Lied „Tut mir auf die schöne Pforte“ erstmals die Kirche zum Gottesdienst. 

Bildmitte im Talar, ohne Barett: Pfarrer Dr. Kurt Schwindel


 
Regenguss während der Schlüsselübergabe
Das unfreundliche Herbstwetter dieses Tages ließ jedoch bei der feierlichen Schlüsselübergabe einen heftigen Regenguss auf die feiernde Gemeinde niedergehen.
Ein kurzer starker Regen hatte zur Folge, dass sich alles in großer Eile unter das schützende Dach begeben wollte und das Gedränge heftige Formen annahm. Möge dieses Drängen in das Gotteshaus symbolhaft sein und die Gemeinde recht eifrig ihre Kirche besuchen.
Dass zu Herzen gehende Schlüsselgedicht hatte das Schreckensereignis von 1945 wieder in die Erinnerung zurückgerufen, und die mit Trauerflor und Blumen halb zerschmolzene Glocke war als Mahnmal unter der Kanzel aufgestellt worden.

Bildunterschrift: Architekt Braun übergibt den Schlüssel an Oberkirchenrat Koch. 

Auf dem Weg zur Kirche | von rechts: Pfarrer Lorenz Müller, Oberkirchenrat Heinrich Koch, Dekan Hermann Riedelbauch, Pfarrer Kurt Schwindel und Pfarrer Walter Ruf (Herbolzheim)

Die Türen öffnen sich ...

Schlüsselgedicht, vorgetragen von den Ulsenheimer Mädchen | v.l.n.r.: Frieda Endreß, Marianne Heß, Maria Düll und Hilfe Klein

Gedränge am Eingang

Auszug aus dem Schlüsselgedicht

 

Wir feiern unsern Kirchweihtag, 

Gott seine Kirch behüten mag, 

vor Feuersnot und böser Zeit 

vor Krieg, Zerstörung, Herzeleid. 

Er schenke, dass sein heilig Wort 

lebendig wird in unserm Ort, 

den Weg zu unsern Herzen find, 

zu alt und jung, Mann, Frau und Kind. 

Gott schütte seinen Segen aus 

Auf uns und auf sein heilig Haus. 

 

 

Programm vom Einweihungs-Gottesdienst

Eindringliche Weihrede

In einer eindringlichen Weihrede wandte sich Oberkirchenrat Koch mit Worten aus Matthäus 4,4 an die Gemeinde. Er sprach der Gemeinde seine Anerkennung aus, dass sie neben dem Aufbau ihrer Wohnhäuser keine Kosten und Mühe gescheut hat, auch an den Aufbau ihrer Kirche zu denken. Danach nahm er die Weihehandlung vor und segnete Kirche, Altar, Glocke, Taufstein und  Orgel.
 

In der Tagespresse ist weiter von der Frage Kochs zu lesen: 

Soll man so viel Geld in die Kirchen stecken, wird vielleicht gefragt, ist die Wohnungsnot nicht furchtbarer, die auf unserm Volke lastet? […] In dieser Zeit und Welt, wo die Seele und der Mensch gejagt und gehetzt werden, darf Kopf und Geist nicht verloren werden. Und da brauchen wir Kraft, viel Kraft für die Seele, die uns nur hier im Gotteshaus geschenkt und von Kind zu Kind immer wieder verkündigt worden ist. Die Worte Gottes allein sind fest geblieben, während alle äußeren Stützen zusammenbrachen wie ein Kartenhaus. Und diese Worte sollen von Stunde an in dieser heiligen Kirche gepredigt werden. […] 

Wenn die Glocke vom Turme ruft und dich einlädt, komme immer hierher, um dich zu stärken, zu trösten und dich kräftigen zu lassen in der Ehe, in der Familie, zur Richtlinie im Leben. […] Lob und Dank gegen Gott und den Herrn, der die Menschen und Herzen geöffnet hat zum Wiederaufbau dieses Gotteshauses. 

 

 

Ortspfarrer Müller hielt Festpredigt

Auf der behelfsmäßigen Kanzel predigte er über Psalm 50, 14-15 u. a. mit folgenden Worten: Der ewig treue Gott, der alljährlich die Ernte schenkt, der auch die grausige Ernte des Todes 1945 zugelassen hat, schenkt auch um Christi willen die Ernte des Lebens. 

Das Erntedankfest 1950, an dem wir wieder unsere Kirche einweihen durften, ist für uns ein Freudentag, nach all den schrecklichen Tagen. Wie war unser Erdendasein doch so schwer, als im Jahre 1945 die Katastrophe über unser Dorf hereinbrach! Glaube und Zuversicht schwanden dahin, Verzweiflung, Not und Verderben kehrten ein. Die Flammen hielten eine grausame Ernte. Doch neues Leben wurde erweckt durch denselben ewigen Gott. […] Als euch auch noch eure Kirche genommen wurde, brach das letzte in eurem Herzen zusammen, der Untergang schien euch gekommen. Er hat uns gerettet aus aller Not und wir haben wieder ernten dürfen. 

 

Rückblickend auf die Tage der Zerstörung sprach er davon, dass derselbe Gott, der diese Zerstörung zuließ, auch geholfen hat, die neue Kirche wieder zu schaffen. Der ewig treue Gott hat die aufgewandte Mühe gelohnt, nicht selten wart ihr missmutig über die Witterung, über das wundersame Regiment Gottes, doch die Saat wuchs und wieder konnten wir ernten im Überfluss. 

 

 Ihr riefet Gott an und wurdet erhört, neue Wohnstätten wuchsen aus den Ruinen und ihr seid wieder getröstet für die Zukunft. Gott lasset uns preisen, denn viele Hände haben an diesem Bau geschafft. Die Kirche wurde neu errichtet nach dem vormaligen leichten Barockstile, schlicht, aber sehr schön. […] Möge es wieder werden wie ehedem, dass die Gemeinde als Vorbild unter den christlichen Gemeinden gilt. […]Lasset uns fleißig herkommen an diesen Ort. 

 

 

Orgel und Posaunenchor spielen

Eine von der Gemeinde Erbendorf (Oberpfalz) erworbene Orgel erklingt im Zusammenspiel mit dem Posaunenchor. 

Bei dem Instrument handelt es sich um eine Steinmeyer Orgel, Opus 240, erbaut 1883. Sie stand in der St. Veitskirche in Erbendorf. Nachdem die Kirche zu einem Wohnhaus umgebaut werden sollte, war die Inneneinrichtung übrig. Die Orgel wurde noch vor dem Krieg abgebaut und eingelagert. Zur bevorstehenden Einweihung wurde sie der Gemeinde Erbendorf abgekauft. Bei ihrem ersten Einsatz begleitete sie den Gemeindegesang. Dabei erklang unter anderem im Gedenken an die furchtbare Zerstörung durch die Kriegsfurie das „Verleih uns Frieden gnädiglich“.

 

Ein glücklicher Tag für die Ulsenheimer, die nach dem Gottesdienst noch lange beieinander standen!

Die Glocken folgten 1952

04. August 1952

Empfang von zwei Leihglocken aus schlesischem Gebiet 

Sie wurden am Abend des 4. August in einer Feierstunde von der Gemeinde empfangen und am darauffolgenden Sonntag feierlich geweiht. Dies war möglich, weil sich die Zimmerleute sofort ans Werk machten, um den Neuankömmlingen ihren Platz zu bereiten. 

 

Von den beiden Leihglocken stammt die 11-Uhr-Glocke aus Prausnitz und wurde in Gnadenberg 1474 von C.L. Pühler gegossen. Ihre Inschrift: „Rufe getrost, erhebe deine Stimme“ (Jesaja 55,1). Sie wiegt 230 Kilogramm. 

 

Die andere, die Taufglocke, stammt aus Korangelwitz. Sie wurde 1660 von Johannes Schröter in Liegnitz gegossen und trägt die Inschrift: „Sit nomen domini benedictum“, zu Deutsch: Der Name des Herrn sei gelobt. Sie wiegt 126 Kilogramm. 

Leihgabe von zwei Glocken aus Oberschlesien

Der Weg nach oben wird vorbereitet

Jetzt kann wieder "geläutet" werden

10. August 1952 
Weihe der beiden Leihglocken

Dekan Riedelbauch war zur Weihe nach Ulsenheim gekommen. 

Der Musikverein, unter der Leitung von Georg Rothkirch, spielte „Nun danket alle Gott“.

 

Zur Herkunft der Glocken berichtete Dekan Riedelbauch bei der Weihe:

Wir wissen nichts von den Gemeinden, denen diese Glocken früher dienten. Im Osten und Norden unseres Vaterlandes rufen die Glocken oft zum Gottesdienst, finden aber kein Gehör. 

Pfarrer Müller schrieb im Kirchenboten: Seit dem 10. August besitzen wir wieder ein vollständiges Glockengeläute. Außer der im Jahr 1947 heimgekehrten alten Glocke, die der Einschmelzung für Kriegszwecke entgangen ist, befinden sich jetzt auf unserem Kirchturm zwei kleinere Glocken aus dem schlesischen Gebiet ostwärts der Oder und Neiße. 

 

Diese beiden Glocken, die im Krieg ebenfalls eingeschmolzen werden sollten, lagerten nach Kriegsende in Westdeutschland und konnten nicht in ihre Heimatgemeinden zurückgeführt werden. Nun haben wir sie geliehen bekommen. 


 

Hintergrund zu den Leihglocken:
Während des Krieges konfiszierte der Staat die Glocken. Er schmolz sie ein, um daraus Kriegsmunition herzustellen. Hierzu kam ein Sachverständiger und begutachtete die Glocken jeder Gemeinde. Die künstlerisch wertvollste Glocke durfte die Gemeinde behalten, die anderen wurden abmontiert, nach Hamburg transportiert und gelagert. Nicht alle Glocken fielen diesem Schicksal zum Opfer. Nach Kriegsende wurden die verbliebenen Glocken zurück an die Gemeinden geschickt. Glocken, die nicht mehr zurückgefordert wurden, weil es beispielsweise die Gemeinden nicht mehr gab oder die Kirchen nicht mehr aufgebaut wurden, konnten sich Gemeinden „ausleihen“. So kamen auch die Ulsenheimer zu ihren beiden „Leihglocken“. 

 

Jahr 1962: Die Läutkinder v.l.n.r.: Ernst Grosch, Edeltraud Franke, Heinz Dornberger, Dora Geuther, Frieda Dehner, Gerda Beck.

1952/53 wird der Anbau der Sakristei umgesetzt

Frühjahr 1953             

Bau und Weihe der Sakristei

Auch wurden die Regenwasserableitung kanalisiert, um die Grundmauern trocken zu halten sowie die Einschusslöcher in der Kirchhofmauer (Westen und Süden)  aufgemauert. 

 

12. April 1953 
Weihe Sakristei

Ansprache aus Psalm 14 „Opfere Gott Dank und bezahle dem Höchsten deine Gelübde“

Der schlichte Bau hat an der Decke die gleiche Musterung erhalten, wie sie im Kircheninnern angebracht ist. Für Paramente wurde ein Schrank eingebaut. Rundbogige Fenster und Türen fügen sich dem leichten Barock des Haupthauses stilvoll ein. 

1954/55 Notkanzel wurde abgebaut

Dezember 1953    

Notkanzel wurde abgebaut und mit den Vorarbeiten für die neue Kanzel begonnen.
Sie wurde der ursprünglichen Kanzel nachgebildetet.

Entwurf: Regierungsbaumeister Braun (Neuendettelsau)

Ausführung: Bildhauer Traxler (Kapsdorf bei Schwabach)

Es wurden verschiedene Holzarten verwendet, wie Linde und Eiche. Außerdem wurden am Altar weitere Schnitzereien angefügt.
Ein Betrag für Letzte war schon vor Jahren vom Dekanat Windsheim übergeben worden.

Am 15. Juni 1954 wurde die neue Kanzel geweiht.

1955 erhält die Kirche ihren Außenputz

August 1955
Der Außenputz (Kalkputz in Kellenstrich) wird am Schiff, Chor und Sakristeianbau angebracht.
Die helle grün-bräunliche Färbung überrascht immer wieder durch ihre wohltuende Farbschönheit gegenüber dem bisherigen hässlichen Ruineneindruck. Der Turm bleibt in Natursandstein erhalten, muss aber noch durch Auswechslung herausgesprengter Quader gefestigt werden. Diese Arbeiten sowie der Turmaufbau müssen für spätere Zeiten zurückgestellt werden. 

Oktober 1956 entstand der "Zwiebelturm" in alter Form

Planung: Architekt Regierungsrat Braun 

Ausführungen: 

Zimmermeister Leonhard Dehner (Ulsenheim) 

Firma Schuster (Uffenheim) | Schieferdach 

Firma Currlin (Uffenheim) | Wetterfahne

In der Pressemitteilung heißt es: 

Pfarrer Müller, der Ortsgeistliche, hatte viel Mühe, die Mittel auch für den Turmbau aufzubringen. Regierungsbaurat Braun hat die nicht einfache und nicht alltägliche Zimmermannsarbeit als sehr gut bezeichnet. 

 

 

16.12.1956 | Weihe des Turmes durch Kirchenrat Riedelbauch (3. Advent)

Sie signalisiert gleichzeitig die Vollendung des Wiederaufbaues der kriegszerstörten Kirche.

Der Predigt lag das Wort vom Turmbau im Weinberg (Matthäus 21,33ff.) zugrunde. Auch der Bläserchor wirkte mit. 

 

 

Bei einem schlichten Mittagsessen wurden dem Architekten Regierungsrat Braun (Neuendettelsau) und den Handwerkern Dank und Anerkennung ausgesprochen

Es ist der Opferwilligkeit der Gemeinde und der großzügigen Hilfe des Landeskirchenrates zu verdanken, dass der Turm in seiner alten Form mit Zwiebel, Laterne und Spitze erstehen konnte. Besonders die älteren Gemeindeglieder sind hocherfreut darüber, dass sie den Wiederaufbau noch erleben durften. 

 

1958 | Das Pfarrhaus wird in Angriff genommen

Altes Pfarrhaus aus dem Jahr 1721, das im Krieg zerstört wurde.

Ein Blick von der Dorfstraße aufs Pfarrhaus

Aufbau des Vorgänger-Pfarrhauses im Jahr 1914 - 1915

Das Pfarrhaus kurz vor der Fertigstellung 1915. Der Vorbau am Eingang wurde 1945 zerstört und später durch ein Vordach ersetzt. 

Man beachte das Gerüst!

Pfarrhaus mit "Vordach"

Sehenswert: Das Strohdach vor dem Pfarrhaus

Das Schulhaus vor 1963

Der Friedhof

Oktober 1959 finden Evangelisten ihren Platz an der Kanzel

Einbau der aus Lindenholz geschnitzten Evangelisten an der Kanzel

Künstler: Schnitzer Traxler, Kapsdorf bei Schwabach. 
Stiftung der verstorbenen Schwestern Gümpelein und anderer Gemeindeglieder.

Stiftungen 1952 - 1959

Taufschale 
und Taufkanne

Stiftung Konfirmanden
Taufschale und Taufkanne. Sie bilden in ihrer künstlerischen Ausführung, die in der Werkstatt Korff in Neuendettelsau erfolgte, eine hervorragende Bereicherung des kirchlichen Inventars. 

Elektrische Heizröhren

Stiftung Gemeindeglieder
Im Jahr 19522 wurde durch eine Einzelspende der Anfang zur Kirchenbeheizung gemacht. Mögen sich weiterhin opferwillige Stifter finden, die unsere Kirche mit den notwendigen Einrichtungen versehen! 

Wandkreuz für Sakristei

Stiftung Uffenheimer Kirchenbote
Das Kreuz ist eineinhalb Meter groß.

Künstler: Bildhauer Traxler Kapsdorf bei Schwabach) 

 

 Lampen für Eingänge

Stiftung Gemeindeglieder
Es handelt sich um wertvolle schmiedeeiserne Lampen für die Kircheneingänge  

 

Weiße Paramente
für Kanzel und Altar

Stiftung Konfirmanden
gefertigt in Neuendettelsau

Das Motiv zeigt auf weiß gesticktem Grund das Antependium in Mattgold die brennende Lampe als Sinnbild einer im Lichte Christi stehenden Gemeinde und zugleich als Ermunterung: „Lasset eure Lichter brennen!“. Das Kanzel-Antependium trägt den Spruch: „Das Licht scheint in der Finsternis“. 

Neue Leuchter

Künstler: Goldschmiedemeister August Hartle, München

Stiftungen mehrerer Konfirmandenjahrgänge und andere freiwillige Gaben.

 

Altarkreuz

mit kleinen Bergkristallen; 

hergestellt von Pfarrer Zorn aus Neunkirchen bei Leutershausen.

 

1966 - Glockenmahnmal wurde errichtet

12. April 1966

Mahnmal für zerstörte Glocke wurde eingeweiht

Zur Erinnerung, Mahnung und zum Dank für die „Auferstehung“ der  heimgekehrten Glocke fand eine Feierstunde statt. Die geschmolzene Glocke war seit der Einweihung unter der Kanzel platziert gewesen. 

Nun wurde im Friedhof für die geschmolzene Glocke ein Sockel mit Trittsteinen aus Muschelkalk angefertigt. Dort fand die Glocke ihren Platz, harmonisch eingefügt in die Reihe der Gräber. Eine Bronzetafel weist auf die Zerstörung der Glocke hin.

 

Zur Glocke: 

Die Glocke stammt aus dem Jahr 1477. Es handelt sich um eine sogenannte vorreformatorische Glocke, die noch vor der Geburt von Martin Luther erstand. 

 Sie trägt die Inschrift „Dominus tecum ave Maria gratia plena“ 

Pfarrer Müller fand mahnende Worten bei der Installation des Mahnmals: Mögen alle, die an ihr vorrübergehen, die stumme Bitte hören: "Oh Land, Land, Land, höre des Herren Wort" aus Jeremia 22,29. 

60 Jahre nach Kriegsende

 

Im Jahr 2005 wurde im Münchener Sonntagsblatt unter der Überschrift: Vom Ende der Zeit" über die Glocke berichtet.
Dabei kamen als Zeitzeugen Frieda Beider, Lina Büchler und Hans Glück zu Wort. 

 


Sanierungen von 1970 bis heute

Erforderliche Sanierungen und Renovierung an und im Kirchengebäude wurden seit dem zeitnah und mit viel Eigenleistung angegangen. 

Die Friedhofswege wurden 1972 gepflastert, im Jahr 1974 ein Leichenhaus von der politischen Gemeinde gebaut und 1975 eine elektrische Läutanlage installiert. 
Größere Maßnahmen waren in den Jahren 1977 / 1978 erforderlich. Der Turm wurde erstmals verputzt, als das restliche Gebäude ebenfalls einen neuen Anstrich erhielt.
Die Renovierung des Innenraumes erfolgte 1994.  

Bei der Außenrenovierung 2009/2010 wurden das Kirchenschiff und der Turm neu eingedeckt. Für die Bevölkerung bot sich die Möglichkeit einer Turmbesteigung. Dem schloss sich die Schaffung eines barrierefreien Zugangs in die Kirche über das Läuthäuschen an. 

Eingepackt und umhüllt

Zum Entfernen des Taubenmistes brauchte es Schutzkleidung. 

Vertrauensmann im Einsatz

Fleißige Helfer standen stets bereit

Den "Tag des offenen Kirchturms" ließen sich viele Gemeindeglieder nicht entgehen. 

Die Ulsenheimer Kirche heute

Der "Pfarrhof" heute

Blick auf den Friedhof

Ulsenheim nach der Dorferneuerung

Blick auf den Friedhof

Zeitstrahl Wiederaufbau von 1945 - 1955

1945

10. - 12. April

Zerstörung 

des Dorfes und der Kirche 

Gottesdienst fand danach im Schulhaus statt.
Die Stühle wurden, von in der Nähe wohnenden Gemeindeglieder, von zuhause mitgebracht.

1947

Konfiszierte Glocke 

aus dem Jahr 1440 kommt nach Ulsenheim zurück. 

1949 - 1950

Neubau der Kirche 

unter Pfarrer Lorenz Müller | am  16.10.1949 - Richtfest

 1950

1. Oktober

Einweihung der Kirche 

am Erntedankfest

1952

Juni

Wiederaufbau der Sakristai

Weihe am 12. April 1953

1952

10. August

Glockengeläut wieder vollständig

durch zwei Leihglocken aus Oberschlesien

1953

12. April

Weihe der neu gebauten Sakristai

inkl. Reparatur der Friedhofsmauer
Außerdem: Stiftungen von zwei Außenlampen, einer Taufkanne und Heizröhre

1953

Dezember

Vorbereitende Arbeiten zum Bau der neuen Kanzel  

sowie Stiftungen von Wandkreuz für Sakristai 
und weitere Heizröhren

1954

15. Juni

Weihe neue Kanzel

1955

August

Kirche erhält Außenputz 

der Turm bleibt in Natur-Sandstein
Stiftung: Weiße Paramente durch Konfirmanden

1956

Bau und Weihe neuer Turm 

mit Zwiebel, Laterne und Spitze
Gesamthöhe 39,25 m

1959 

Oktober

Einbau der Evangelisten 

an der Kanzel | Künstler: Traxler (Kapsdorf)
Möglich durch die Stiftung mehrerer Gemeindeglieder

1966

Errichtung Glockenmahnmal

die 1945 zerschmolzene Glocke findet ihren Platz im Friedhof

1971 (& 1990)

Friedhofswege erhalten Pflaster

mit Verbundpflastersteinen

1972 (& 1990)

Umgestaltung Friedhof

Fundamente für Grabsteine, Wegfall der Umrandung 

1974

Errichtung Leichenhalle

durch die politische Gemeinde

1975

Einbau elektrische Läutanlage

1977 & 1978

Außenrenovierung

Außenputz und -anstrich des Kirchenschiffes.
Erstmals wird der Sandstein-Turm verputzt

1994

Renovierung des Kircheninnenraumes

1996

Sanierung Friedhofsmauer 

und Einbau neues Eingangstor am Friedhof inkl. Türpfosten mit Jakobsmuschel

2009 - 2010

Außenrenovierung 

Dacheindeckung am Kirchenschiff und Turmeindeckung mit Schindeln mit Tag des offenen Kirchtums für die Bevölkerung

2011

Barrierefreier Zugang

zur Kirche über das Läuthäuschen

2019

Einbau ferngesteuerte Läutanlage

2020

Sanierung Läuthäuschen

Am Ende der Recherchen
Nachklang

Beim Durchblättern des Fotoalbums, das sich im Archiv der politischen Gemeinde befindet, ist mir ein Bild besonders ins Auge gefallen. Es zeigt  die mit einer stattlich Anzahl von Ulsenheimern gefüllte, zerstörte Dorfstraße, die sich am Sonntagmorgen auf den Weg in ihre Kirche machten. Aus jedem Anwesen gesellten sich Dorfbewohner dazu, herausgeputzt, wie es in Nachkriegszeiten möglich war. Aufgenommen von der damaligen Pfarrfrau Hanna Müller. 


Welch´ ein ganz anderes Bild zeigt sich heute in den Kirchen, 
im 21. Jahrhundert und in  Wohlstandzeiten.

In der wunderbar aufgebauten und während der Jahre fortlaufend sanierten und renovierten St. Jakobuskirche bleiben heute viele Bankreihen leer und so mancher Sonntag verstreicht, obwohl Kirchenglocken zum gemeinsamen Danken und Loben einladen. 

Stellt das zunehmende Abwenden und das Desinteresse an der Kirche im Dorf nicht ebenso eine Gefahr dar, wie damals die Bomben, die in den Apriltagen 1945 das Gotteshaus in Schutt und Asche legten? Wo sind die Erben der Aktiven und Unermüdlichen von damals geblieben, die sich mit aller Kraft für den Fortbestand der Kirche stark gemacht haben? Sollten wir uns nicht alle von ihrem Mut und ihrer Tatkraft anstecken lassen? 

Claudia Pehl

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