Lassen wir Zeitzeugin
Gisela Steil zu Wort kommen.

Lassen wir uns mit hineinnehmen, 
in die Ereignisse um die Zerstörung des Dorfes und der Kirche. 

Gisela Steil, geb. Dittmar

50 Jahre nach Kriegsende hat die Pfarrerstocher ihre Erlebnisse aufgeschrieben und in der Tagespresse veröffentlicht. 



Erinnerungen - aufgeschrieben 50 Jahre nach den Ereignissen

April 1945 - es ist Nacht. Die Front ist bei uns. Wie lange werden sie unser kleines Dorf noch verteidigen? Wie viele Häuser werden noch abbrennen, wie viele Menschen noch sterben müssen? Bange Fragen bewegen unsere Notgemeinschaft im Keller eines benachbarten Bauernhauses.

 

Abschuss - Einschlag - Abschuss - Einschlag - Stunde um Stunde, Tag und Nacht tobt der Kampf um uns. Die längsten Schusspausen dauern 20 bis 30 Minuten. In der Ecke auf dem Strohlager liegt mein zu Tode verwundeter Vater. Er hat qualvolle Schmerzen. Wir kauern neben ihm. Ich habe unbeschreibliche Angst. Manchmal weint ein Kind.

 

Tieffliegerangriff! Unsere Kellertür zur ebenen Erde ist durch eine Panzerplatte geschützt. Die Bomben-splitter prasseln dagegen, es hört sich schrecklich an. Ein Schrei: "Das Nachbarhaus brennt!" Wird auch dieses Haus Feuer fangen? Hinaus in den Bombenhagel können wir nicht.

 

Die Kinder schreien, Panik befällt uns alle. Da betet die Oma laut: "Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken Luft und Winden gibt Wege Lauf und Bahn, der wird  auch  Wege finden, da dein Fuß gehen kann". Alle beten wir mit, das ganze Lied zu Ende, dann ein andres und noch eins.

Immer noch krachen die Bomben. Der grausame Krieg geht weiter seinen Gang. Hatte sich etwas geändert durch unser Gebet? Ja! Die Furcht war von uns gewichen. Draußen Bombenhagel  und Grauen - drinnen Geborgenheit. Kein Kind weinte mehr. JESUS war bei uns im Keller. Seine Gegenwart machte uns still und getrost.

 

Meinem Vater hat er zwar die Schmerzen nicht abgenommen, aber er gab ihm die Kraft, sie zu ertragen. Er hat ihn nicht dem Tod entrissen, aber er gab ihm die leuchtende Gewissheit, dass er  drüben auf ihn wartet und er ihn schauen darf in seiner Herrlichkeit. "Bleibe bei JESUS", sagte er mir zum Abschied.

 

Vielleicht denkt mancher: "Das ist nun 50 Jahre her, für uns nicht mehr aktuell." Aber, Hand auf's Herz, haben Sie nicht manchmal Angst, es könnte auch bei uns wieder ein Krieg ausbrechen, noch viel grauenvoller als damals? Haben wir nicht während des Golfkrieges gezittert, oder heute, wenn wir von Exjugoslawien hören? Oder an Tschernobyl denken? Oder an Naturkatastrophen? Man darf gar nicht darüber nachdenken! Oder doch?

 

Manchmal will die Angst über mich kommen wie ein böses Tier, vor allem, wenn ich an meine Kinder und Enkel denke. Dann klammere ich mich an JESU Wort: "In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!" In diesem Wissen kann ich immer wieder von Herzen froh werden. 

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"Zerstörung"